Wirbelsäule: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Januar 2021, 08:13 Uhr

Die knöcherne Wirbelsäule (lat. Columna vertebralis) besteht in der Regel aus 32 bis 34 einzelnen Wirbeln. Durch die Wirbelsäule wird der Rumpf getragen. Betrachtet man sie von der Seite, so wird ihre doppelte „s“-Form sichtbar. Die Wirbelsäule wird in vier Abschnitte geteilt: Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule und Sakralwirbelsäule. Die Hals-, Brust- und Lendenwirbel gehören zu den beweglichen Wirbel, diese sind durch die Bandscheiben mit einander verbunden.


Anatomie

Abschnitte der Wirbelsäule

Anatomie der Wirbelsäule

Krümmungen und Abschnitte der Wirbelsäule

Der lateinische Begriff für die Wirbelsäule ist Columna vertebralis. Sie verläuft vom Kopf bis zum Becken, so stellt sie aus dorsal die senkrechte Achse des Menschen dar. Die Wirbelsäule eines erwachsenen Menschen unterteilt man in vier Abschnitte: Halswirbelsäule (HWS), Brustwirbelsäule (BWS), Lendenwirbelsäule (LWS) und Sakralwirbelsäule (Os sacrum). Dementsprechend weist sie eim Menschen auch vier typische Krümmungen in der Sagittalebene auf. Jeder Abschnitt setzt sich aus einzelnen Wirbelkörpern zusammen:

  • 7 Halswirbel (Vertebrae cervicales / C1-C7)
  • 12 Brustwirbel (Vertebrae thoraciace / T1-T12)
  • 5 Lendenwirbel (Vertebrae lumbales / S1-S5)
  • 5 Sakralwirbel (Vertebrae sacrales / S1-S5 und Vertebrae coccygeae / Co1-Co5)

Die verschiedene Wirbel zeigen jeweils einen anderen Aufbau. Die Wirbel des HWS, BWS und LWS sind frei beweglich und durch die Bandscheiben miteinander verbunden. Die Sakralwirbel dagegen verschmelzen in Laufe des Lebens zum Kreuzbein und zum Steißbein.

Form der Wirbelsäule

Aus lateral betrachtet zeigt sich die doppelte „s“-Krümmung der Wirbelsäule. Die vier Abschnitte zeigen also jeweils eine charakteristische Krümmung:

  • HWS: Zervikallordose
  • BWS: Thorakalkyphose
  • LWS: Lumballordose
  • Os sacrum: Sakralkyphose

Diese Krümmungen unterstützen den Aufrechten Gang. Durch Belastungen entstehen bei vielen Menschen zusätzliche seitliche Krümmungen. Im Laufe des Lebens kyphosiert die Wirbelsäule vermehrt. Die Wirbelsäule besitzt im Inneren einen Wirbelkanal. Dieser wird durch den Aufbau der Wirbel gebildet.

Durch Verformungen der Wirbelsäule können Abnutzungserscheinungen und Muskelverspannung auftreten. Prinzipiell unterscheidet man drei Verformungserscheinungen: Skoliose, Kyphose und Lordose. Wobei die Kyphose und die Lordose bis zu einem gewissen Grad physiologisch sind.

Skoliose

Hier verändert sich die natürliche Krümmung der Wirbelsäule und beginnt sich seitlich zu verformen. Diese Verdrehung der Wirbelkörper um die eigene Achse nennt man Torsion. Die Ursache für die Erkrankung an Skoliose kann in 80% der Fälle nicht gefunden werden. In manchen Fällen lässt sie sich zurückführen auf:

  • eine Erkrankung der Muskulatur (myopathische Skoliose)
  • eine teilweise angeborene Verformung der Wirbelkörper (osteopathische Skoliose)
  • eine gestörte Nervenversorgung im Rücken (neuropathische Skoliose)

Kyphose

Bei der Kyphose ist der obere Teil der Wirbelsäule nach vorne gekrümmt. Diese Verformung kann unter Umständen angeboren sein oder erst im Laufe des Lebens entstehen z.B., wenn der Körper versucht andere Fehlstellungen auszugleichen. Der Cobb- Winkel dient als Richtmaß für die Beurteilung der Kyphose. Ein Beispiel für eine kyphotische Ausprägung einer Wirbelsäule seht Ihr unten im WebViewer.

Lordose

Als pathologische Veränderung der Lordose beschreibt man eine Fehlhaltung der Lendenwirbelsäule, bei der sich die Bauchpartie durch Verlagerung des Beckens nach vorne wölbt. Spätfolgen wären unter anderem Bandscheibenvorfälle, Spinalkanalstenosen und Gleitwirbel. Ursachen können eine durch Bewegungsmangel oder falsche Körperhaltung verkürzte bzw. untrainierte Rückenmuskulatur sein, welche die Funktion der Bauchmuskulatur als Antagonist hemmt, indem sie sich nicht entspannt.

Charakteristische Winkel

Charakteristische Winkel der Wirbelsäule

Durch den Einbau der Wirbelsäule in den Beckengürtel ergeben sich charakteristische Winkel zwischen gedachten Achsen. Sie helfen dabei Form- und Stellungsfehler der Wirbelsäule bzw. des Rumpfes aufzudecken.

Sakralwinkel: dieser Winkel beträgt in etwa 30° und liegt zwischen der Horizontalen und zum Kopf hin gerichteten Fläche des Steißbeins.
Lumbosakralwinkel: beträgt ca. 135° und befindet sich zwischen den Achsen des 5. Lendenwirbels und des 1. Sakralwirbels. Er verkleinert sich bei einem Hohlkreuz und vergrößert sich bei übertriebener Beckenaufrichtung.
Beckenneigungswinkel (Inclinatio pelvis): etwa 60° bei aufrechter Haltung. Winkel zwischen der virtuellen Ebene durch den Beckeneingang und der Horizontalen. Da er sich bei kippen des Beckens nach vorne oder hinten vergrößert bzw. verkleinert, kann man relativ einfach durch fühlbare Knochenpunkte die Stellung des Beckens ermitteln.
Schwerelot: Das Schwerelot führt vom obersten Halswirbel bis hin zum oberen Ende des Kreuzbeins. Hier befindet sich unter anderem der äußere Gehörgang, der Dorn des 2. Halswirbels und der Gesamtkörperschwerpunkt unmittelbar ventral des Promontorium.

Funktion

Durch die Wirbelsäule wird der Rumpf stabilisiert und die aufrechte Körperhaltung des Menschen wird möglich. Des Weiteren soll durch sie ein großer Bewegungsumfang geschaffen werden. Ihre charakteristische Biegung dient dazu Erschütterungen, wie beim Gehen oder Springen, ab zu dämpfen. Durch die anatomische Struktur des Wirbelkanales wird das darin liegende Rückenmark beschützt.

Bewegungen der Wirbelsäule

Die Bewegungen der Wirbelsäule sind begrenzt, allerdings weist sie doch einen großen Bewegungsumfang auf. Dies liegt daran, dass der einzelne Wirbel zwar eine geringe Beweglichkeit hat, diese aber durch die Aneinanderreihung vieler Wirbel deutlich vergrößert wird. So werden Bewegungen und Verformungen der Wirbelsäule in alle Richtungen im Raum möglich. Unterschieden wird dabei in sechs Bewegungen:

  • Flexion
  • Extension
  • Seitliche Flexion
  • Seitliche Extension
  • Rotation

Diese Bewegungen werden durch die Brust- und Rückenmuskulatur, sowie durch Bänder und Gelenke beeinflusst.

Entwicklung

Die Wirbelsäule bildet sich bereits in der vierten bis zehnten Embryonalwoche. Ein Neugeborenes weist eine kyphosierte Wirbelsäule auf. Die lordotischen Biegungen der HWS und LWS liegen noch nicht vor. Dies ist durch die gekrümmte Haltung des Fetus im Mutterleib bedingt. Postnatal entwickeln sich dann im Laufe des Lebens die charakteristischen Krümmungen. Zuerst bildet sich die Halslordose. Dies ist begründet durch die stärker werdende Nackenmuskulatur. Mit dem Erlernen des Sitzen und Stehen bildet sich auch die Lendenlordose aus. Diese prägt sich weiter aus bis die Beine in den Hüftgelenken durchgestreckt werden können. Die Sakralwirbel verschmelzen im Laufe der Entwicklung zum Kreuzbein und Steißbein. Dies ist bis zu 20, max. 25 Lebensjahr abgeschlossen.

Erkrankungen /Veränderungen

Freie Exploration

  • Wirbelsäule
  • Fall 1: Spina Bifida
  • Fall 2: Kyphose
Wirbelsäule
Schauen Sie sich die Wirbelsäule in 3D an und explorieren Sie sie frei. Danach können Sie sich andere Fälle ansehen oder Ihr erlerntes Wissen durch die Übungsaufgaben überprüfen.
Fall 1: Spina Bifida Bei der Spina Bifida, umgangssprachlich „offener Rücken“, handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule. Dabei wird das Rückenmark nicht durch den Wirbelbogen vollständig umschlossen und die Rückenmarkshäute können aus dem Spinalkanal austreten.
Kyphose
Bei der Kyphose ist der obere Teil der Wirbelsäule nach vorne gekrümmt. Diese Verformung kann unter Umständen angeboren sein oder erst im Laufe des Lebens entstehen z.B., wenn der Körper versucht andere Fehlstellungen auszugleichen.


Sprachen:
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